Skitour mit Hund: das empfiehlt der Bergführer

Einsame Winterlandschaften abseits der Piste genießen und sich dabei so richtig auspowern: das geht bei einer Skitour mit Hund. Doch was muss ich dabei beachten? Wir haben während unserer Winterauszeit mit Hund in den Bergen mit dem erfahrenen Bergführer Christian Achrainer und seinem Huskey Anouk eine Skitour in den Kitzbühler Alpen unternommen. Dabei hat er uns in einem exklusiven Interview verraten, was man bei einer Skitour mit Hund unbedingt beachten sollte und welche Gefahren am Berg lauern. 

Sein Wissen hat Christian Achrainer in seiner Ausbildung als staatlich geprüfter Schi- und Bergführer sowie bei seinen unzähligen Touren und Kursen in seiner Bergschule Verticalmovement gesammelt. Hier können sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene aus einem umfangreichen Angebot an Kursen und Touren auswählen. Ob Klettersteig gehen und Felsklettern im Sommer oder Eisklettern, Skitouren gehen oder Ausrüstungs-, Schnee- und Lawinenkunde im Winter. Als einer der wenigen Bergführer in Österreich bietet er außerdem Touren und Kurse zum Skitouren gehen mit Hund an. 

Christian, bevor wir über Skitouren mit Hund sprechen: welche voraussetzung für eine Skitour benötige ich als mensch?

Christian Achrainer: Prinzipiell ist jeder Mensch für eine Skitour geeignet, der ein gewisses Maß an Grundkondition mitbringt. Damit ist gemeint, dass man mehrere Stunden mit leichtem Gepäck bergauf gehen kann ohne wahnsinnig außer Atem zu geraten oder einem gar schwindelig wird. Außerdem sollte man sicher eine rote und schwarze Piste herunter fahren können oder vielleicht auch schon einmal im Gelände skigefahren sein. Inwieweit die Kondition ausreichend ist, sollte man am besten im Sommer bei einer längeren Bergtour mit leichtem Gepäck einmal testen.

Kann ich dann meine normale skiausrüstung verwenden oder Brauche ich für eine Skitour eine spezielle Ausrüstung?

Christian Achrainer: Absolut! Für eine Skitour benötige ich Skitourenski. Diese sind verhältnismäßig leicht und haben eine spezielle Skitourenbindung. Außerdem benötige ich einen Skitourenschuh. Dieser unterscheidet sich von einem normalen Skischuh, indem er ebenfalls deutlich leichter ist und gelenkig beim gehen. Außerdem sollte man eine entsprechende Sicherheitsausrüstung für eine mögliche Lawinenrettung dabei haben, sobald man sich außerhalb eines gesicherten Skigebiets befindet. Dazu zählen eine Schaufel, eine Sonde und ein LVS-Gerät. Für die eigene Sicherheit empfehle ich außerdem einen Skihelm bei der Abfahrt zu tragen und eine Mobiltelefon mitzunehmen, um einen Notruf absetzen zu können. An besonders kalten Tagen sollte dies ausgeschaltet sein, um den Akku zu schonen. Und ein Erste-Hilfe-Set sollte natürlich auch nicht fehlen.

Ist die Verwendung der sicherheitsausrüstung denn selbsterklärend oder sollte ich mich vorab damit beschäftigen?

Christian Achrainer: Natürlich ist es nicht ausreichend, die Sicherheitsausrüstung dabei zu haben, sondern man sollte auch wissen wie man diese bedient, insbesondere auch, weil einen Lawinenabgang immer eine ganz besondere Stresssituation ist. Deshalb bieten wir beispielsweise einen LVS-Workshop an. Hier vermitteln wir in 4 verschiedenen Kursmodulen lebensnotwendige Kenntnisse über Lawinen, Verschüttetensuche und Tourenplanung. Ähnliche Kurse werden auch beim DAV Summitclub, den Alpenverein oder andere Alpinschulen angeboten. Alternativ kann man für eine Skitour einen privaten Bergführer buchen, der dann die Sicherheitsausrüstung stellt und im Fall eines Lawinenabgangs oder Unfalls die richtigen Maßnahmen ergreifen kann. 

Kann ich das mitführen einer sicherheitsausrüstung vermeiden, indem ich eine skitour in einem skigebiet unternehme?

Christian Achrainer: Skipisten in einem Skigebiet werden so angelegt, dass sie vor Lawinenabgängen geschützt sind. Von daher benötige ich hier keine besondere Sicherheitsausrüstung. Allerdings ist das Skitouren gehen auf einer Piste nicht gerne gesehen und zum Teil sogar verboten, da das Unfallrisiko deutlich steigt. Wenn man in einem Skigebiet unterwegs ist, wo das Skitouren gehen erlaubt ist, sollte man unbedingt am Rand der Piste aufsteigen und auf entgegenkommende Skifahrer achten. Mit einem Hund sollte man Skipisten auf jeden Fall vermeiden, da Hunde bei der Abfahrt nur sehr schwer zu kontrollieren sind und die Gefahr besteht, dass sie andere Ski- oder Snowboardfahrer behindern. Außerdem ist das Laufen auf dem harten Untergrund einer präparierten Piste sehr schädlich für die Gelenke des Hundes.

Wenn ich eine Skitour mit Hund unternehme, benötige ich da für den hund eine besondere ausrüstung?

Christian Achrainer: Die Ausrüstung für den Hund bei einer Skitour ist vergleichbar mit der bei einer Bergtour im Sommer. Es sollte auf jeden Fall ausreichend Futter und Wasser, eine Leine sowie ein erste Hilfe Set für den Hund eingepackt werden. Als spezielle Ausrüstung im Winter ist es außerdem sinnvoll, das Wasser in einem Thermobehälter zu transportieren, damit das Wasser nicht gefrieren kann. Für meinen Hund Anouk benötige ich kein Wasser, da er seinen Durst bei einer Skitour durch das Fressen von Schnee stillt. Bei vielen Hunden führt dies jedoch zu Magenproblemen. Zum Schutz der Pfoten sollten diese mit einem entsprechenden Pfotenbalsam eingefettet werden und unterwegs ggf. erneut aufgetragen werden. Für Hunderassen, die eher kälteempfindlich sind, kann außerdem ein Wintermantel sinnvoll sein. Von Schuhen zum Schutz und Wärmen der Pfoten rate ich hingegen ab, da man diese erfahrungsgemäß bei einer Skitour mit Hund im tiefen Schnee schnell verliert.

Welche Voraussetzungen muss denn ein Hund für eine Skitour mitbringen? kann ich jeden hund mitnehmen?

Christian AchrainerAlso zunächst einmal braucht genau wie der Mensch auch der Hund ein gewisses Maß an Grundkondition. Sowohl das aufsteigen als auch das runterlaufen durch den tiefen schnell stellt eine ganz besondere Anstrengung für den Hund dar. Meine Empfehlung ist, zunächst eine längere Winterwanderung oder Schneeschuhwanderung mit dem Hund zu unternehmen und zu schauen, wie der Hund auf Kälte, tiefen Schnee und die Höhe reagiert. Wenn ich mir dann sicher bin, dass der Hund der Anstrengung gewachsen ist und er Freude daran hat, kann ich eine Skitour mit Hund unternehmen. Darüber hinaus sind eher große Hunde für eine Skitour geeignet. Denn kleine Hunde sind stärker der Bodenkälte ausgesetzt und können nur schwer durch den tiefen Schnee laufen. Einen Dackel oder einen Chiwawa würde ich für eine Skitour mit Hund auf gar keinen Fall mitnehmen.

Welche Hunderassen eignen sich denn für eine Skitour mit hund?

Christian Achrainer: Natürlich gibt es Hunde wie zum Beispiel den Huskey, der mit Schnee und Kälte sehr gut umgehen kann. Er ist nicht nur sehr ausdauernd, sondern hat auch ein dickes Unterfell und besondere Pfoten, mit denen er gut auf Schnee laufen kann ohne dass sich Schnee darin verfängt. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich Hunderassen für eine Skitour eignen, die mit der Kälte gut umgehen und sehr ausdauernd sind. Dazu zählen zum Beispiel Golden Retriever, Schäferhunde oder auch Border Collies. Hütehunde neigen jedoch häufig dazu, den Menschen zu maßregeln, die die Gruppe zum Beispiel bei der Abfahrt zu weit verlassen, in dem sie in die Ski oder Schuhe beißen, was sehr gefährlich werden kann. Im Gegensatz zu anderen rassetypischen Eigenschaften wie die Größe oder das Unterfell kann man dies dem Hund jedoch durch ein passendes Training oder den Einsatz des Skistocks als Abstandshalter abgewöhnen. 

Was muss man denn sonst noch für eine Skitour mit hund trainieren? Gibt es hier besondere Kommandos?

Christian Achrainer: Im Prinzip müssen die Hunde die gleichen Kommandos wie bei einer ganz normalen Bergtour mit Hund beherrschen. Dazu zählen neben einem sicheren “Sitz” und “Platz” insbesondere die Kommandos “Warten”, “Weiter” und “Hinten”. Diese drei Kommandos benötigen wir für die Sicherheit von Hund und Mensch am Berg in steilem Gelände. Denn in einigen steilen oder nicht einsehbaren Situationen muss der Hund sicher warten können oder auch mal hinter mir laufen, damit ich die Sicherheit gewährleisten kann. Für eine Skitour mit Hund ist außerdem eine sehr gute Leinenführigkeit wichtig, da der Hund beim Aufstieg an der Leine geführt werden muss. Ein ruckartiges in die Leine laufen würde den Skifahrer zum stürzen bringen, was in steilem Gelände sehr gefährlich werden kann.

Was ist der Grund, dass der Hund während der Skitour an der Leine geführt werden muss? Ist das vorgeschrieben?

Christian Achrainer: Nein, eine konkrete Vorschrift für Skitouren mit Hund gibt es in Österreich nicht. Wenn ich eine Skitour im Gelände unternehme, liegen jedoch die Skitourenrouten meist in der Nähe sogenannter Wildruhezonen. Auch wenn ein Hund nicht sonderlich jagdlich interessiert ist, empfehle ich den Hund deshalb beim Aufstieg immer an der Leine zu führen und so die Wildruhe zu gewährleisten. Ich nutze dafür eine 8 Meter lange Flexi-Leine, die ich am Bauchgurt des Rucksacks befestige. Der Vorteil zu einer Schleppleine ist, dass sie sich nicht in den Skiern oder an Bäumen und Sträuchern verfangen kann. Dies gehört zu einer größten Unfallursachen bei einer Skitour mit Hund. Bei der Abfahrt nutze ich hingegen eine 5 Meter lange Schleppleine. Der Hund sollte hier nicht angeleint werden, da er so die Möglichkeit hat, die Geschwindigkeit selbst zu regulieren. Denn das Herunterlaufen ist für den Hund besonders anstrengend und er kann sich so seinen einfachsten Weg suchen. Alternativ kann der Hund, wenn er sehr gut abrufbar ist, auch ohne Leine hinunterlaufen. Dies verhindert einmal mehr, dass er sich irgendwo verfangen kann. Sowohl für den Aufstieg, aber auch für die Abfahrt, sollte die Leine an einem Geschirr und nicht an einem Halsband befestigt werden. Bei einem ruckartigen Sturz besteht beim anleinen an ein Halsband ähnlich wie beim Fahrrad fahren ansonsten die Gefahr, dass sich der Hund das Genick bricht.

Wenn der Hund angeleint ist, darf ich dann überall im Gelände eine Skitour mit Hund unternehmen?

Christian Achrainer: Auf gar keinen Fall, das wäre viel zu gefährlich, da man den Untergrund unter dem Schnee nicht sehen und damit auch nicht einschätzen kann. Bei einer Skitour mit Hund kommt außerdem hinzu, dass auch der Hund den Weg durch das Gelände sicher meistern muss. Es gibt aber für die meisten Gebiete in Österreich Karten, in denen eingezeichnet ist, wo man aufsteigen darf und kann. Die Wildruhezonen sind in den Karten dann ganz groß gekennzeichnet und sollten unbedingt gemieden werden, auch wenn der Hund angeleint ist. Auch ist es wahrscheinlicher, dass mich in den ausgewiesenen Skirouten die Bergrettung eher findet, sollte man sich auf der Skitour verletzen oder Hilfe benötigen.

Wie verhalte ich mich, wenn sich mein Hund bei einer Skitour verletzt? Wird er dann auch von bergrettung geborgen?

Christian Achrainer: Eine häufige Verletzungsgefahr für den Hund auf einer Skitour ist, dass er sich eine Schnittwunde zuzieht oder sich die Pfoten blutig läuft. Für diesen Fall habe ich – genauso wie bei jeder anderen Bergtour mit Hund – immer in meinem Erste-Hilfe-Set einen Klebeverband dabei, ein sogenanntes Heftpflaster (weißes Leukotape). Damit kann ich dem Hund einen blutstillenden und stabilisierenden Druckverband anlegen. Anschließend lege ich ihn mir auf den Nacken und fahre mit ihm ab. Wenn dies nicht möglich ist, weil der Hund beispielsweise zu schwer ist, besteht alternativ auch die Möglichkeit, die Bergrettung zu rufen. Im Österreichischen Alpenverein kann mann den Hund dafür mitversichern. Dies empfehle ich unbedingt, denn auch bei einer Bergtour im Sommer kann sich der Hund die Pfote brechen oder sich anderweitig schwer verletzen. Die Bergrettung würde den Hund übrigens auch bei einem Lawinenabgang suchen oder auch wenn sich der Hund von der Gruppe entfernt hat und nicht mehr auffindbar ist.

Wenn ich mir nicht zutraue alleine mit meinem Hund eine Skitour zu machen: gibt es kurse, in denen man all das lernen kann?

Christian Achrainer: Ich sage immer, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und der Spruch “Probieren geht über studieren” ist kein gutes Motto für die erste Skitour mit Hund, weil so viele Gefahren am Berg lauern. Deshalb sollte man sich meiner Erfahrung nach gut überlegen, ob man sich für eine Skitour mit Hund nicht erst einmal Hilfe holt und damit sich und den Hund nicht überfordert oder gar in Gefahr bringt. Ich biete in meiner Bergschule regelmäßig Kurse für Skitouren mit Hund an oder begleite Menschen mit ihren Hunden, die zum ersten Mal ein Skitour unternehmen. Ich bin zwar keine Hundeschule und die Hunde sollten alle Grundkommandos vor der ersten Skitour beherrschen. Ich kann jedoch viele Fragen zum Wetter, den Routen, der Ausrüstung oder ganz individuell zum Hund beantworten und die Touren ganz individuell nach den Bedürfnissen von Mensch und Hund zusammenstellen. Damit ist auch sicher gestellt, dass der Hund nicht die Freude an einer Skitour verliert und es für Hund und Mensch ein ganz besonderes Naturerlebnis wird. Denn auch wenn es verlockend ist, an einem sonnige Schneetag spontan mit seinem Hund eine Skitour zu unternehmen, sollte man sich über die vielen Gefahren am Berg bewusst sein.

Vielen Dank Christian für diese exklusiven Einblicke! Wir freuen uns schon auf die nächste Skitour mit dir und anouk!

Weitere Tipps, aktuelle Kurse sowie die Kontakten von Christian für eine private Skitour mit Hund findet ihr auf seiner Website: www.verticalmovement.at

Weiterführende Informationen zur Vorbereitung auf eine Skitour mit Hund in Österreich:
Lawinensituation: www.lawine.at 
Schneebericht in Österreich: www.bergfex.at
Skitourenrouten in Österreich: www.outdooractive.com

Lunas Tipp: Den Hund am Berg versichern - so geht's!

Im Österreichischen Alpenverein ist es möglich, den Hund für nur 12,00 € im Jahr zu versichern. Zu den Versicherungsleistungen gehören die kostenlose Bergung des Hundes oder Dir, wenn du mit Deinem Hund unterwegs bist. Leider bietet der Deutsche Alpenverein diese Versicherung nicht an. Es ist jedoch auch möglich, mit Wohnsitz in Deutschland Mitglied im Österreichischen Alpenverein zu werden und dann eine Versicherung für den Hund abzuschließen. Der Beitritt zum Alpenverein und Abschluss der Versicherung ist ganz einfach online möglich. Auch bestehen verschiedene Möglichkeiten für eine Familienversicherung. Wer regelmäßig in den Bergen unterwegs ist, für den ist dies ein kostengünstige Möglichkeit in den Bergen versichert zu sein. Außerdem bietet der Alpenverein und der DAV Summit vielfältige Kurse und Touren an, die – genauso wie Hüttenübernachtungen – für Alpenvereinsmitglieder günstiger angeboten werden. Luna und ich sind seit Jahren Mitglied im Alpenverein und genießen alle Vorzüge und die gute Gemeinschaft mit Menschen, die die Berge so lieben wie wir.

Zeitpunkt der Skitour: Januar 2023

Wir wünschen Euch viel spass bei Eurer Skitour mit Hund!
Bergführer Christian Achrainer mit seinem Hund Anouk
Euer
Christian und Anouk

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